Doing Agile und Being Agile. Das Deckmäntelchen der Agilität

Warum Doing Agile keinen wirklichen Erfolg mit sich bringt und Being Agile eine Lebensaufgabe zu sein scheint. Ein paar Gedanken dazu. 

Der Blick auf ein modernes Unternehmen. Von Außen betrachtet wirkt es agil. Lächelnde, agile Gesichter als Aushängeschild an der Fassade. Living the change. We made it!

Beeindruckend, wie professionell Agile Methoden in manchen Unternehmen eingesetzt werden und mit welchem enormen Aufwand die Transformation eingeleitet wird. Es wird auf die Details geachtet, die Prozesse sind klar erarbeitet und in Gesprächen fliegen Fachbegriffe und Methoden nur so durch die Luft. Es wird gefachsimpelt, wie verschiedene Methoden am Besten zusammen spielen. Sei es Scrum, Lean, Kanban, SAFe, OKR, was auch immer. Spannende Themen und Fragen. Wow. Ich habe das Gefühl, dass ich den Gesprächen nicht mehr folgen kann.

Alle sind schwer beschäftigt damit, den Prozess zum Fliegen zu bringen und es steckt ehrliches Bemühen dahinter, sowie eine sehr starke Fachlichkeit. Das hat mich in der Vergangenheit sehr beeindruckt und ich hatte das Gefühl, dass ich noch sehr viel mehr lernen und mir noch mehr Methoden, Tools und – natürlich – Zertifikate – erarbeiten muss, um mein Herzensthema, die Agilität, auch wirklich fördern zu können. 

Bitte versteht mich richtig, der Absatz enthält keine Ironie. Ich sehe, dass das Bestreben ehrlich und ernst gemeint ist. Und dass alle Beteiligten tun, was sie können, um agiles Arbeiten als Change in einer Organisation zu unterstützen, zu begleiten, zu verwirklichen.

Und NATÜRLICH ist es essentiell, dass die Methoden verstanden, auf das Unternehmen angepasst und dass damit gearbeitet wird. Dafür sind sie schließlich da. Und das ist gut so. Zu sehen, wie die Fachlichkeit in diesem Bereich in den letzten Jahren angestiegen ist, ist Wahnsinn und ebenfalls sehr beeindruckend. 

Zusätzlich braucht es für einen erfolgreichen Einsatz der Agilität noch einen zweiten Baustein. Das, was unter „Being Agile“ (vgl. Agile onion von Simon Powers) verstanden wird. Oft kommt dieser Part zuletzt dran – daher wäre es gut, das Augenmerk schon etwas früher auf das „Erleben“ der Agilität zu legen. Was ist damit gemeint?

Ein wichtiger Bestandteil ist das sogenannte „Agile Mindset“, hinter dem sich ein sehr wichtiger Change verbirgt. Die innere Haltung, Glaubenssätze und Verhaltensmuster spielen eine große Rolle und es ist hilfreich, diese zu erkennen und falls nötig und möglich, umzustellen und anschließend in der aktiven Handlung zu verändern. Das ist ein bisschen mehr als reine Mindset-Arbeit. Ebenso sind die eigenen Ziele zu betrachten und ggf. zu hinterfragen, aus denen heraus agiert wird.

Es reicht meiner Meinung nach nicht, wenn jemand bloß versteht, was ein agiles Mindset ausmacht, den Sprachgebrauch ein bisschen ändert und ein paar der eigenen Handlungen dahingehend anpasst. Dann ist es immer noch nur ein agiles Deckmäntelchen, das die eigentlichen alten Grundhaltungen (z.B. das Wertesystem, Glaubenssätze), die nicht mehr in die aktuelle Zeit und den notwendigen Wandel in Organisationen passen, überdeckt. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich den Unterschied bei mir selbst bewusst wahrnehmen und mich damit im Coaching auseinander setzen konnte. Ich schließe mich da nicht aus.


Playing the system

Meine Kollegen sagen immer so schön „Playing the system.“ Man kann zwar für einen modernen Agilen Wortschatz nutzen und trotzdem absolutes Micro-Management betreiben, die Mitarbeiter kontrollieren, Verantwortungsübertragung im Sinne von: „da habt ihr, zeigt mal, ob ihr das könnt“ machen. Kann klappen – muss aber nicht.

Agile Führung will gut gelernt und innerlich auf allen Ebenen verstanden und transformiert sein, wenn es richtig gut werden soll. Und natürlich ist das oft der eigene blinde Fleck, denn seien wir ehrlich – die meisten von uns wünschen sich natürlich, selbst ein gutes agiles Beispiel zu sein. Sonst würden wir das nicht machen, oder? Und wer ist dann aber auch bereit, diese Art der Veränderung anzustreben? 

Was sind deine Gedanken dazu? Ich würde mich über eine Unterhaltung dazu sehr freuen.

Liebe Grüße, Dani

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert